NSA-Spionage – sich schützen unerwünscht

Der Fall von Sebastian Hahn macht klar, dass wer sich vor der Datenkrake NSA schützen will, erst recht in deren Blickpunkt gerät und sie extra neugierig macht. Er hatte das Anonymisierungsnetzwerk „Tor“ benützt um seine Identität zu schützen. Die NSA will einfach Zugriff auf jeden haben ohne dass ein Verdacht besteht. Deshalb ist sich schützen, wenn es nach der NSA geht, verboten. Oder jedenfalls unerwünscht.
Die NSA wiegelt ab und betont, dass „Privatsphäre und Bürgerrechte“ in der „Computerüberwachung immer bedacht“ werden. Das ist der frechste Witz, den ich seit mindestens zehn Jahren gehört habe.

NSA-Spionage: Wer sicher sein will, ist in Gefahr

 

NSA-LogoFoto: Wikipedia

Sebastian Hahn liegt die Sicherheit im Netz sehr am Herzen. Er betreibt einen Server für das Anonymisierungsnetzwerk „Tor“. Dies hat zum Ziel, Spuren im Netz so effizient wie möglich zu verwischen. Wie NDR und WDR herausgefunden haben, ist eben dieser Sebastian Hahn nun nach Angela Merkel das zweite Opfer der NSA-Überwachung, das einen Namen trägt. Bislang hieß es, dass nur bei Merkel ein konkreter Verdacht bestehe, alle anderen Mutmaßungen seien nicht nachweisbar. Sieht man einmal davon ab, dass Generalbundesanwalt Harald Range kürzlich noch behauptete, keinen Anlass für eine juristische Untersuchung in Sachen NSA-Aktivitäten zu erkennen, ist die Tatsache, dass mit Sebastian Hahn ausgerechnet jemand im Visier des amerikanischen Geheimdienstes steht, der um die eigene Sicherheit bemüht ist, durchaus bemerkenswert. Dass auch der Chaos Computer Club für die NSA interessant ist, versteht sich fast von selbst.

Jetzt also doch? Sind nun all jene sicher, die ganz offen sind und nichts zu verbergen haben? Und sind es wirklich nur diejenigen, die sich mit Händen und Füßen gegen Ausspähungen wehren, die Gefahr laufen, massiv überwacht zu werden? Muss man also nur brav die Finger von Verschlüsselungsprogrammen lassen, um sich in Sicherheit zu wähnen?
Natürlich nicht. Es liegt zwar nahe, dass ich mehr Interesse an einem Paket habe, in den ich nicht hereinschauen kann. Weil dessen Inhalt mich einfach neugierig macht. Sebastian Hahn ist sprichwörtlich so ein (Daten-)Paket.
Aber alle anderen können sich deshalb trotzdem nicht entspannt zurücklehnen. Erstens, weil auch Internet-Nutzer, sich sich rein informativ für Verschlüsselungssoftware interessieren, in den Blickfang der NSA geraten und unter Beobachtung stehen. Und zweitens, weil man nicht wissen kann, unter welchen Voraussetzungen Überwachungen überhaupt stattfinden. Womöglich reicht es schon aus, wenn man nach „Schlüsseldiensten“ sucht. Womöglich ist also jemand, der sich zu Hause ausgesperrt hat und nun auf seinem Tablet nach einem Dienstleister sucht, schon in den Fokus der NSA gerückt. Womöglich sind also wieder irgendwie doch alle von den Ausspähungen betroffen.

Und nun? Jetzt, da ein weiterer konkreter Hinweis für Spionagetätigkeiten entdeckt wurde, den der IT-Anwalt Thomas Stadler als „Anfangsverdacht der geheimdienstlichen Agententätigkeit“ beschreibt, müsste doch wohl endlich gehandelt werden, oder?
Ja, müsste wohl, wird aber nicht, davon kann man ausgehen. Denn die NSA wiegelt ab und betont, dass „Privatsphäre und Bürgerrechte“ in der „Computerüberwachung immer bedacht“ werden. Also alles wie gehabt, die NSA überwacht zwar, aber für einen guten Zweck und alles im Rahmen der Vorgaben, die sie selbst geschaffen hat.
Die Bundesanwaltschaft hat sich auch schon geäußert. Und mal so richtig Bereitschaft geäußert, sich der Sache mit aller Konsequenz anzunehmen. Sie geht in die Vollen und hat versprochen, alle Hinweise zu prüfen.
Jetzt wird alles gut.
Von Jörg Wellbrock alias Tom W. Wolf

http://www.spiegelfechter.com/wordpress/129662/nsa-spionage-wer-sicher-sein-will-ist-in-gefahr#more-129662

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NSA-Affäre: Deutscher Geheimdienst als US-Vasall

Der ehemalige NSA-Mitarbeiter Thomas Drake hat Medienberichten zufolge massive Vorwürfe gegenüber dem deutschen Bundesnachrichtendienst (BND) erhoben. Dieser sei lediglich der «Wurmfortsatz» der NSA.

http://www.computerworld.ch/news/security/artikel/nsa-affaere-deutscher-geheimdienst-als-us-vasall-66025/?utm_source=Newsletter&utm_medium=Email&utm_campaign=PCtippNewsletter

Gruß Hubert